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DAS 12. HAUS
 

Menschen befinden sich manchmal in einem Moment des Umbruchs, in einer Phase der Transformation in der noch nicht ganz klar ist wie das Leben danach aussieht. Diesen Zustand nenne ich Transitraum. Das Neue wartet bereits am anderen Ende. Um das zu erreichen muss man allerdings verschiedene Hindernisse bewältigen und buchstäblich duch Räume gehen, die begleitet sind von Anspannung, Ungewissheit, Angst, Freude oder Schmerz. Ist man erstmal auf der anderen Seite angekommen stellt sich ein Moment der Erleichterung und des Wachstums ein. Das Neue ist dann endlich da.

 

Diesen Moment konnte ich in dem Hospiz spüren, in dem meine Familie und ich meine Mutter begleitet und verabschiedet haben. Zehn Tage lang waren wir an diesem Ort, nicht wissend, wie lange der Moment andauern wird, bis sie geht. Der Raum in dem sie verstarb beherbergte viele andere Menschen zuvor, die sich im Übergang befunden haben.

Räume beinhalten Emotionen, bewahren Kulturen und spiegeln gesellschaftliche Systeme. Der Soziologe Michel Foucault benutzt dafür den Begriff der Heterotopie. Damit meint er Räume und konkrete Abläufe bzw. Ordnungsprinzipien die sich gesellschaftlich dort nieder legen. Die Fotografien der Serie sind in sechs Kapiteln, nach den sechs Grundprinzipien von Foucault unterteilt.

Größe // size : 40x50cm

Erscheinungsjahr // year of publication : 2015

 

 

 

 

 

 

 

Für Mama

KAPITEL 1
Krise und Abweichung
 

»Der Raum, in dem wir leben, durch den wir aus uns herausgezogen werden, in dem sich die Erosion unseres Lebens, unserer Zeit und unserer Geschichte abspielt, dieser Raum, der uns zernagt und auswäscht, ist selber auch ein heterogener Raum. Anders gesagt: wir leben nicht in einer Leere, innerhalb derer man Individuen und Dinge einfach situieren kann. Wir leben nicht innerhalb einer Leere, die nachträglich mit bunten Farben eingefärbt wird. Wir leben innerhalb einer Gemengelage von Beziehungen, die Platzierun- gen definieren, die nicht aufeinander zurück zu führen und nicht miteinander zu vereinen sind.«

Michel Foucault

KAPITEL  2
Funktion und Wandel

 

»Für die kosmologische Theorie gab es die überhimmlischen Orte, die dem himmlischen Ort entgegenge- setzt waren; und der himmlische Ort setzte sich seinerseits dem irdischen Ort entgegen. Es gab die Orte, wo sich die Dinge befanden, weil sie anderswo gewaltsam entfernt worden waren, und die Orte, wo die Dinge ihre natürliche Lagerung und Ruhe fanden.«

Michel Foucault

KAPITEL 3
Ort im Ort

 

»Und ich glaube, dass es zwischen den Utopien und diesen anderen Plätzen, den Heterotopien, eine Art Misch- oder Mittelerfahrung gibt; den Spiegel. Der Spiegel ist nämlich eine Utopie, sofern er ein Ort ohne Ort ist. Im Spiegel sehe ich mich da, wo ich nicht bin: in einem unwirklichen Raum, der sich virtuell hinter der Oberfläche auftut; ich bin dort, wo ich nicht bin, eine Art Schatten, der mir meine eigene Sichtbarkeit gibt, der mich mich erblicken lässt, wo ich abwesend bin: Utopie des Spiegels.«

Michel Foucault

KAPITEL 4
Ewigkeit und Zeitlichkeit

 

»....die Beschreibungen der Phänomenologen haben uns gelehrt, dass wir nicht in einem homogenen und leeren Raum leben, sondern in einem Raum, der mit Qualitäten aufgeladen ist, der vielleicht auch von Phantasmen bevölkert ist.«

Michel Foucault

KAPITEL 5
Öffnung und Schließung

 

»Es gibt gleichfalls - und das wohl in jeder Kultur, in jeder Zivilisation – wirkliche Orte, wirksame Orte, die in die Einrichtung der Gesellschaft hineingezeichnt sind, sozusagen Gegenplatzierungen oder Widerlager, tatsächlich realisierte Utopien, in denen die Wirklichen Plätze innerhalb der Kultur gleichzeitig repräsen- tiert, bestritten und gewendet sind, gewissermaßen Orte außerhalb aller Orte, wiewohl sie tatsächlich geortet werden können.«

Michel Foucault

KAPITEL 6 

Illusion und Realität

»Der Raum unserer ersten Wahrnehmung, der Raum unserer Träume, der Raum unserer Leidenschaften - sie enthalten in sich gleichsam innere Qualitäten, es ist ein leichter, ästhetischer, durchsichtiger Raum, oder es ist ein dunkler, steiniger, versperrter Raum; es ist ein Raum der Höhe, ein Raum der Gipfel oder es ist im Gegenteil ein Raum der Niederung, ein Raum des Schlammes: es ist ein Raum der fließt wie das Wasser; es ist ein Raum der fest und gefroren ist wie der Stein oder der Kristall.«

Michel Foucault

AUSSTELLUNGEN

Galerie Alte Mitte, Essen
Wiesbadener Fototage
11. Aenne Biermannpreis, Museum f. Angewandte Kunst, Gera
Abschluss Ausstellung der Folkwangabsolventen/Innen,
Sanaa, Essen
Zeiss Award, Summerset House London
Hoepfner Stiftung

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